Architektonisch-räumliche Konfigurationen, Atmosphären und Erinnerungen bilden den wichtigsten Ausgangspunkt für die Suche nach grundlegenden ästhetischen Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien in der Arbeit von Alexandra Schewski. Das Spiel mit den Komponenten Material und Form sowie Linie und Fläche folgt selbstgesetzten strukturellen Vorgaben, die jedoch im bildnerischen Prozess durch spontane Variationen immer wieder vom gedachten Muster abweichen und sich verselbstständigen. Bezugspunkt ist dabei die Frage, ab welchem Punkt die Arbeiten eine poetische bzw. ästhetische Qualität generieren.

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„Alexandra Schewskis Werke sind vom den Themen Perfektion und Ordnung geprägt. Beides sind wichtige Aspekte, die sich uns beispielsweise in den Arbeiten der Werkreihe Fundus eröffnen. Die Künstlerin Alexandra Schewski spinnt mit dem feinen weißen Raster, das sie gelegentlich nutzt, eine geistige Beziehung zu den Arbeiten der kanadisch-US-amerikanischen Künstlerin Agnes Martin. Zu Beginn der 1970er Jahren begann Agnes Martin ihren wegweisenden Werkzyklus On a clear day im Stil des Minimalismus. 

Die schematische Klarheit und Logik des Minimalismus treibt Alexandra Schewski in ihren Arbeiten weiter voran, indem sie die Mechanik der menschlichen Bewegung aufzeichnet. Auf der Stille der Ordnung ruhend durchbricht die Künstlerin mit ihrem eigenen Rhythmus die Perfektion. Deutlich zu sehen in den Verwischungen der Linien, die durch die bewegte Hand der Künstlerin oder die Wahl des Zeichenmittels entstehen. In ihrer Malerei setzten sich die Prinzipien fort. Die großformatigen Arbeiten gestaffelt und hängend transformieren behutsam die Eindrücke geordneter Materialen und die damit verbundene Konzentration auf das Wesentliche. 

In den Installationen geht Alexandra Schewski diese Gedanken weiter nach, die künstlerische Sprache löst sich von der Wand und geht mit dem Raum und den Betrachtenden in den Dialog. Beobachten Sie einmal die Form der Linie, wie sie von der Zwei- in die Dreidimensionalität diffundiert. Das Konzept des Minimalen, des Fokussierenden, das mit wenigen Mitteln arbeitet, zeigt sich neben der Formsprache auch in der Wahl der Materialien. Die Künstlerin wählt hierfür zum Beispiel geschnittene Leinwände, die sie in der Malproduktion nicht mehr verwenden will. So laden sich die Installationen zusätzlich mit den gesammelten Momenten der Malerei auf und formen sich zu einer neuen, klaren Aussage. Die Künstlerin setzt uns durch ihre Arbeiten in Beziehung mit dem Raum und vermittelt uns gleichzeitig die Versenkung in den künstlerischen Prozess, aus dem heraus Alexandra Schewski die Betrachtenden in die eigene Innenschau versetzen kann.“

Dr. Caroline Li-Li Yi, VG-Wort 2022 – Auszug Rede zur Vernissage „ZWEILICHT – HENNING GRIESSBACH – ALEXANDRA SCHEWSKI – Künstler*innen laden Künstler*innen ein“, E-Werk Freiburg, 2022